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Peter Kraus: „Im Prinzip bin ich eigentlich die Ruhe selbst.“

Seit über 60 Jahren steht Peter Kraus nun schon auf der Bühne. In den 50er Jahren war er die deutsche Antwort auf Elvis Presley und seine Lieder wie „Sugar Baby“ oder „Mit 17“ werden heute noch von den Radiosendern gespielt. Am 18. März wird Peter Kraus 80 Jahre alt. Im Oktober startet er wieder eine […]

Peter Kraus
Credit: © Katrin Voigt / Schlager.de

Seit über 60 Jahren steht Peter Kraus nun schon auf der Bühne. In den 50er Jahren war er die deutsche Antwort auf Elvis Presley und seine Lieder wie „Sugar Baby“ oder „Mit 17“ werden heute noch von den Radiosendern gespielt. Am 18. März wird Peter Kraus 80 Jahre alt. Im Oktober startet er wieder eine große Jubiläumstour. Mit uns hat er über sein Leben und seine Ängste gesprochen. Und darüber, wie viele Jubiläumstouren er noch machen will.

 

Sie werden am 18. März 80 Jahre alt. Wie schaffen Sie es, so fit und aktiv zu sein und zu bleiben?

„Indem ich agil bleibe. Indem ich etwas tue, arbeite und nicht irgendwo rumsitze und sage ‚Oh Gott, ich werde alt“. Ich hatte bis vor kurzem keine Angst vor der Zahl. Jetzt, wo ich täglich damit konfrontiert werde, kriege ich Respekt. Und die Tatsache, dass in letzter Zeit viele von uns gegangen sind, Gus Backus zum Beispiel, bedrückt einen das schon ein bisschen. Aber ich versuche, das wegzudenken. Normalerweise feiere ich keine Geburtstage, aber zum 80. Muss ich mal was Größeres machen.“

Wie werden Sie denn feiern?

„Das ist viel Vorbereitung. Am 18. März feiern wir in München beim Alfons Schuhbeck. Da habe ich eine Menge Freunde und Kollegen eingeladen. Und am 20. März feiern wir dann in Graz. Für die Wiener Freunde, für die Grazer Freunde, für die Südsteiermark-Freunde und für meine Oldtimer-Freunde. Da muss ich eben zwei Feste machen, das geht nicht anders.“

Ist diese Jubiläums-Tournee denn ein Geschenk an Sie selbst?

„Ja, das kann man so sagen. Dann habe ich mir aber schon viele Geschenke gegeben. Ich sehe es aber als Geschenk an meine Fans.“

Haben Sie denn überhaupt noch Lampenfieber nach so langer Zeit?

„Das kommt ganz darauf an, was ich mache. Wenn ich etwas Neues mache, kann es schon sein, dass ich aufgeregt bin. Oder wenn die Umstände so sind, dass etwas nicht stimmt, wir umplanen müssen. Bei der ersten Vorstellung der Tour zum Beispiel, bei der Premiere, haben zwei Musiker gefehlt. Die haben ihre Flieger nicht erwischt. So mussten wir alles umschmeißen, Musiker wechseln. Das macht dann nervös. Aber im Prinzip bin ich eigentlich die Ruhe selbst.“

Peter Kraus bei einem seiner Auftritte

Worauf können wir uns denn im Oktober freuen? Was ist das für eine Tour?

„Ein ganz spezielles Programm. „Schön war die Zeit“ ist eine Hommage an die 50er und 60er Jahre, an die Kollegen, die ich damals kennenlernen durfte: Bill Ramsey, Gus Backus, Rocco Granata, Vico Torriani, Elvis usw. Ich singe nur Songs, die wirklich Hits sind und stelle keine neue Platte vor. Zwischendurch singe ich meine Titel und erzähle meine Geschichte. Wie ich zum Rock ‘n‘ Roll kam, wie er mich begeistert hat, wie die Menschen dagegen waren, wie die Eltern geflucht haben, alles ein bisschen lustig verpackt.“

Worauf freuen Sie sich denn als Künstler bei dieser Tour am meisten?

„Einfach auf der Bühne zu stehen und Live-Musik zu machen, die täglich anders sein wird. Fernsehen ist natürlich etwas Schönes, aber live zu spielen ist dann doch irgendwie besser. Die Musiker, die ich habe, begleiten mich schon 25 Jahre. Das macht einfach Spaß! Es ist einfach ein tolles Gefühl, auf der Bühne zu stehen.“

Es gibt ja Künstler, die sagen, dass sie nach einem Konzert in ihr leeres Hotelzimmer kommen und traurig werden. Man hat einige Minuten zuvor auf der Bühne gestanden, vor Publikum, die Leute singen die Lieder mit, und dann sitzt man plötzlich allein da und weiß nicht, wohin.

„Das ist das tiefe Loch, in das die dann fallen. Aber ich bin das Gegenteil! Ich kenne kein tiefes Loch danach. Ich gehe mit meinen Jungs noch an die Hotelbar, dann trinken wir noch ein Bier. Und dann geh ich ins Bett, meist als Erster, weil die ja alle jünger sind. Ich leg mich dann hin, lass den Abend Revue passieren und schlafe wie ein kleines Kind. Und am nächsten Morgen wache ich mit einem herrlichen Gefühl auf. Ich bin glücklich und ich habe ein paar Leute glücklich gemacht. Ich weiß nicht, warum es Kollegen gibt, die sich dann einsam fühlen, sich einen ansaufen müssen oder dann unbedingt noch einen Fan vernaschen müssen. Ich hatte das Gefühl noch nie. Ich war nach einem Konzert immer der glücklichste Mensch der Welt.“

Sie führten ein Leben ohne Skandale…

„Das stimmt nicht ganz. In den 50er Jahren hätte es natürlich viele Skandale gegeben, aber zum Glück war die Presse damals nicht so skandalsüchtig. Die Übermittlung war noch sehr schwach. Heute kommt alles raus. Heute ist man in der Öffentlichkeit und heute gibt es – das ist jetzt nur ein Beispiel – junge Mädchen, die Interviews geben und sagen, dass sie mit einem Star im Bett waren. Das gab es alles damals einfach nicht.“

Gibt es denn, zurückblickend, etwas, was sie gern anders gemacht oder gehabt hätten?

„Das ist eine schwere Frage. Man weiß ja nicht, wie es dann gelaufen wäre. Natürlich habe ich nie geplant, mit 80 noch auf der Bühne zu stehen und Rock ‘n‘ Roll -Titel zu singen, die ich damals mit 17 nicht singen durfte, weil die zu wild waren. Eigentlich wollte ich Regisseur werden. Aber es ist dann alles anders gelaufen. Das mit dem Film hat nicht geklappt. Aber ich hatte riesen Hits, das habe ich ausgenutzt. Ich habe etwas dafür getan, das hat mir dann Spaß gemacht und ich war stolz darauf.“

Die heutige Branche ist schnelllebig, ein Haifischbecken. Was raten Sie denn jungen Künstlern, die eine erfolgreiche und lange Karriere aufbauen wollen?

„Es ist wahnsinnig schwierig. Vieles wird heute kopiert, auch gesanglich. Früher ist man mit neuen Sachen leichter durchgekommen als in der heutigen Zeit. Es muss ja einen Grund geben, dass es heute Titel gibt, die immer wieder von jungen hübschen Sängerinnen gesungen werden. Und dann kommt wieder eine junge Hübschere und kopiert. Das ist natürlich überspitzt, aber im Grunde stimmt es. Es kann ja nicht nur die Einfallslosigkeit sein. Es muss ja einen Grund geben, warum das so ist. Für mich war es damals leicht: Ich war der Einzige, der Rock ’n‘ Roll gemacht hat. Alle anderen waren dagegen, aber die Kids waren dafür. Und irgendwann mussten die nachgeben und dann ging es los. Schwer zu sagen, was ich den heutigen Künstlern raten würde.“

2014 haben Sie eine Abschiedstour gemacht, 2018 gab es dann noch eine Tour und jetzt 2019 gehen Sie wieder auf die Bühne. Was entgegnen Sie den Menschen, die sagen ‚Mensch Peter, jetzt ist es aber auch mal gut, mit 80 kann man jetzt langsam mal aufhören‘?

(lacht) „Ich sage: Die haben eigentlich Recht! Aber es gibt leider mehr Menschen, die sagen ‚Du hörst hoffentlich nicht auf!‘. Daran liegt’s!“

Sie haben viele Oldtimer in der Garage, Rennautos waren ja immer ihr großes Hobby. Fahren Sie denn selbst auch noch?

„Ja, ich fahre noch. Ich fahre auch noch Oldtimer-Rennen mit. Aber keine Bergrennen mehr. Da hat die Vernunft gesiegt. Besser gesagt, die Vernunft meiner Frau hat gesiegt. Ich habe allerdings einen Sportwagen, mit dem ich Gas geben kann.“

Und Wein machen Sie jetzt auch selber…

„Ja, das mache ich jetzt! Nach einer der letzten Abschiedstourneen brauchte ich eine neue Herausforderung. Da habe ich einen Weinberg angelegt. Zusammen mit einem Weinbauer stellen wir jetzt Bio-Wein her. Ich kann das ja nicht allein, aber ich muss mich um die Leute da kümmern. Mit anderen Worten: Ich habe mir riesen Arbeit und Ärger aufgehalst. (lacht) Aber das hält jung! Das sollte eigentlich der Ersatz für die Arbeit sein. Nun habe ich beides. Und deshalb ist das jetzt wirklich, ganz wirklich, die letzte Tour!“

Wir danken Peter Kraus für dieses angenehme und lockere Interview und wünschen ihm und natürlich seinen Fans viel Spaß auf der Tour!