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Matthias Reim nach Burnout: So gefährlich ist der Comeback-Druck

Matthias Reim musste alle Konzerte absagen – Burnout. Jetzt der Druck: Es soll ab Dezember weitergehen. Eine Psychologin warnt vor den Folgen.

Credit: © BMC-Image/Dominik Beckmann

Kommt er wirklich schon im Dezember wieder? „Verdammt, ich lieb’ Dich“- Sänger Matthias Reim musste Anfang September seine laufende Tournee absagen, eine zweimonatige Auszeit wurde von Veranstalter Semmel Concerts bekannt gegeben. Der besorgniserregende Grund: Zusammenbruch beim Arzt, Diagnose: schweres Burnout. Nichts ging mehr. Dennoch wurde sein Bühnen-Comeback für den Dezember bekanntgegeben. Kann dieser Druck in dieser Zusammenbruch-Phase Matthias Reim zerstören?

Matthias Reim steht stellvertretend für Millionen Betroffene, für Schlagerkollegen wie Beatrice Egli, Antonja (ehemals Antonia aus Tirol), Florian Silbereisens KLUBBB3-Bandmitglied Jan Smit oder Semino Rossi. Der hatte jetzt sein Mitgefühl für Matthias Reim in einem Interview mit Schlager.de geäußert. Rossi: „Schau mal: Wir sind alle Menschen, das kann uns allen passieren – niemand ist davor geschützt. Es ist wichtig, darüber zu sprechen.“ Einen richtigen Rat gebe es nicht. Rossi: „Es ist ein Gefühl. Ein Gefühl, in dem er selber entscheiden muss, und er sollte sich Zeit nehmen. Das ist das Wichtigste.“

Alkohol und Drogen sind die Gefahr einer Burnout-Schleife

Was das Wichtigste ist, muss nun Matthias Reim, der zuvor schon von einer Stimmbandentzündung und einer heftigen Sommergrippe geschwächt war,  zusammen mit seiner kleinen Familie, Frau Christin und Baby Zoe herausfinden. Allerdings: Mit mal-die-Seele-baumeln lassen, ein bisschen Spazierengehen und Fitness ist es nicht getan – weiß die Münchner Psychologin Sonya Anders. „Eine Auszeit und dann einfach wieder loslegen, ist eine risikobehaftete Angelegenheit. Eine Auszeit ist eine temporäre Lösung, sie verspricht keine Heilung“, erklärt sie im Gespräch mit Schlager.de. Es gebe Stars, Prominente, die relativ schnell zurückkommen, und sich in Drogen, Alkohol flüchten würden. Damit solle das fortgesetzte Leiden kompensiert werden.

Psychologin warnt: Ein Star wird zum Produkt gemacht

Sonya Anders: „Wenn alles wie bisher weiterläuft, ist es der gleiche Druck wie der, der zum Burnout geführt hatte. Es kann keine Veränderung stattfinden, wo nichts verändert wird. Man muss an den Ursachen angreifen. Oft ist es so, dass Betroffene selbst in keiner guten Beziehung zu sich selbst mehr sind. Sie nicht das Leben leben, was ihnen entspricht. Ein Star wird häufig eher zum Produkt gemacht, als dass er wirklich sein könnte, was er ist.“ Hinter dem Produkt würden zudem noch viele Menschen stehen, die durch das Produkt Geld verdienen – wie bei Helene Fischer, Florian Silbereisen und vielen anderen großen Künstlern. Dadurch sei der Druck natürlich ungleich größer.

Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls ist hoch

Sonya Anders: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einer Auszeit ohne begleitende Maßnahmen zu einem Rückfall kommt, ist dann sehr hoch.“ Mit Medikamenten, wie aktivierende Psychopharmaka, auch bekannt als stimmungsaufhellende Antidepressiva, werden allenfalls oberflächlich die Symptome betäubt. Eine Ursachenbekämpfung oder Heilung wird dadurch nicht erzeugt. Sie sind lediglich eine temporäre Möglichkeit, um die Zugänglichkeit für eine fachärztliche, psychologische oder therapeutische Behandlung zu schaffen, die in jedem Falle zumindest begleitend stattfinden sollte.

Will Matthias Reim leben – oder sich für die Karriere opfern?

„Für viele Betroffene ist es oftmals gar nicht möglich, sich dazu überhaupt aufzuraffen“, weiß sie aus ihrer Praxis. „Es müssen Verhaltensstrategien an die Hand gegeben werden, mit denen man dann arbeiten kann. Sich alleine in den alten Trott zu stürzen, das funktioniert nicht. Letztlich muss die Frage gestellt werden, ob ein gesundes Weiterleben möglich ist. Burnout ist ein wertvolles Signal, um sein Leben zu überdenken.“ Die drastische Frage, vor der Matthias Reim, der allein schon für sein Baby weiterleben möchte, und viele andere Betroffene stehen: Will ich leben. Oder mich für die Karriere opfern.

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