„Immer wieder sonntags“ gibt’s Stefan Mross und „Fernsehgarten“-Tante Andrea Kiewel schon kurz nach dem Aufstehen. Samstags sind es abwechselnd der nette Herr Zarrella oder der lockige Andy Borg, die unverbindliche Egli, der beseelte Silbereisen, die ihre öffentlich-rechtlichen Haussender glücklich machen. Wie aktuell auch die perlweiß-gewaschene Stefanie Hertel – Quoten-Top am Samstag. Der Zuspruch zeigt: Schlager ist sowas wie das Wundermittel gegen Zuschauer-Schwund. Das Nachsehen haben die Privat-Sender. Bislang.
Am vorletzten Wochenende hängten Mross und Kiewel mit ihren Frühstücks-Formaten am Sonntag sogar ALLE Primetime-Beiträge der privaten Sender ab. Am vergangenen Samstagabend konnte der Regionalsender MDR mit der Übertragung des Stefanie Hertel-Open-Airs „Wenn die Musi spielt“ aus Kärnten punkten: 1,22 Millionen Zuschauer, Marktanteil: 6,6 Prozent. Damit landete der MDR auf Platz vier, hinter ARD, ZDF und RTL. Da wird man sich in der Sender-Heimat Leipzig ordentlich die Hände gerieben haben. Vor allem in Unterföhring, Heimat der ProSiebenSat.1 Media AG und passenderweise des Fußball-Fünftligisten FC Unterföhring, dürfte Abstiegs-Stimmung herrschen. Nicht umsonst gibt es dieses Gerücht: Die „Bild am Sonntag“ berichtete kürzlich über eine mögliche Fusion von ProSieben und Sat.1 zu einem TV-Sender. Laut „Branchenkennern“ würde der Konzern entsprechende Pläne prüfen, „um zu retten, was zu retten ist“.
Stefan Mross, Florian Silbereisen & Co. erfreuen die älteren Zuschauer – die in der Mehrheit sind
Vielleicht sollte man das Zukunfts-Fernglas aus der Süd-Provinz mal nach Köln ausrichten. Das doktert man gerade emsig, wenn auch etwas orientierungslos an einer Wiederbelebung des Patienten RTL herum. Der Sender hat schließlich doch noch erkannt: Hoppla, unsere Gesellschaft wird ja immer älter! Also stellt man sich auf ein älteres Publikum ein: mehr Günther Jauch, Thomas Gottschalk, mehr Gerichtsshows und Krimis. Früher fabulierte RTL noch bei dem Maß aller Quoten-Dinge von der werberelevanten Gruppe der 14 -bis 49-Jährigen, neuerdings sind es die 14- bis 59-Jährigen.
Währenddessen versuchen die Öffentlich Rechtlichen Dickschiffe von ZDF und ARD (samt deren Begleitbötchen wie MDR, SWR, WDR, RBB & Co.) noch immer ihren Kurs auf den tosenden Wellen Woke und Jugendwahn stur zu halten. Mitten drin einer, der im nächsten Februar sein 20-Jähriges als Moderator im Ersten feiern kann: Florian Silbereisen, 2004 mit erst 22 Jahren als Deutschlands jüngster Showmaster gestartet, seit Anfang 2019 (Vertrag: 2018) Kapitän des ZDF-„Traumschiff“. 2024 würden Silbereisens Verträge zu Verlängerungen anstehen. Ob er das noch will? Ob ARD oder / und ZDF das wollen? Das „Traumschiff“ verliert Zuschauer, seine ARD-Shows stehen inhaltlich in der Kritik der Schlagerfans.
Es ist DIE Chance vor allem für RTL. Das denkt man wohl auch beim Sender, wie Schlager.de erfahren hat. Neben Günther Jauch, der Schlaue und Thomas Gottschalk, der Dauerwitz, ein Florian Silbereisen, der Beseelte. Dazu noch das Verbal-Brecheisen Dieter Bohlen („DSDS“, wahrscheinlich auch wieder „Das Supertalent“). Silbereisen bekäme seine eigene Show, in der er tun und machen kann, was er sonst auch so bietet: alte Schlager- und Volksmusikfreunde einladen. Beseelt lächeln. Heile Welt endlich auch bei den Privaten. Für die Zuschauer würde sich kaum etwas verändern. Nur eine andere Bewegung auf der Fernbedienung.