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Brings veröffentlichen Song über die Ahrtal-Katastrophe: „Wir haben nichts gelernt“

Es war eine der schlimmsten Katastrophen, die dieses Land seit langer Zeit ertragen mussten. Am 14. und 15. Juli 2021 wurde das Ahrtal von einer enormen Sturzflut überrollt. Weit über 100 Menschen verloren ihr Leben. Unzählige Häuser wurden zerstört, bis heute haben die Menschen mit den Folgen der Naturkatastrophe zu kämpfen. Peter Brings, Sänger der […]

Peter Brings
© IMAGO/Panama Pictures

Richtiges Verhalten im Katastrophenfall

Umweltkatastrophen nehmen aufgrund des Klimawandels auch in Deutschland immer mehr zu. Wie verhält man sich im Katastrophenfall eigentlich richtig?

Es war eine der schlimmsten Katastrophen, die dieses Land seit langer Zeit ertragen mussten. Am 14. und 15. Juli 2021 wurde das Ahrtal von einer enormen Sturzflut überrollt. Weit über 100 Menschen verloren ihr Leben. Unzählige Häuser wurden zerstört, bis heute haben die Menschen mit den Folgen der Naturkatastrophe zu kämpfen. Peter Brings, Sänger der Kölner Rockband „Brings“, war damals live dabei. Er half Freunden, deren komplettes Haus geflutet wurde, verlor bei dem Unglück selbst eine Bekannte.

Am 12. Juli veröffentlichen Brings ihre ganz eigene Verarbeitung des Geschehenen – den Song „14. Juli“. Wir haben mit Peter Brings über das Lied selbst und seine Verbindung zum Ahrtal gesprochen.

Euer neuer Song heiß „14. Juli“, ein Lied über die Jahrhundertflut im Ahrtal. Welche Verbindung hast du zu den Geschehnissen?

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli war ich in der Nordeifel. Ich habe in einem Dörfchen namens Hostel ein Häuschen, gar nicht weit weg von den Orten, die abgesoffen sind. In der besagten Nacht habe ich erst gar nicht kapiert, was da abgeht.

Irgendwann jedoch ist mir aufgefallen, dass etwas nicht stimmt – der Regen war komisch, so dicht, und das über Stunden. Durch Sendungen im Fernsehen und Bekannte, die sich gemeldet haben, haben wir erst verstanden, was da eigentlich passiert.

Dann kommt dazu, dass ich in Kommern viele Leute kenne. Ein Ort, der bereits 2016 noch schlimmer abgesoffen war. Nach ein, zwei Tagen stellte sich heraus, dass eine Bekannte ertrunken ist. Allein dadurch gab es eine Nähe. Ich bin natürlich Kölner, habe auch eine Wohnung in Köln, aber meine gefühlte Lebenszeit verbringe ich schon dort draußen.

++ Eberhofer-Star Lisa Maria Potthoff: Neue Aufgabe – es passiert an der Ostsee ++

Warst du auch unter den vielen freiwilligen Helfern?

Ja klar, meine Frau und ich haben bei Freunden in Gemünd geholfen, deren Haus ist total abgesoffen.

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Das Lied gibt es ja schon etwas länger, ihr habt es schon öfter live gespielt. Warum jetzt die Veröffentlichung?

Wir wollten noch einmal an dieses Unglück erinnern. Auch wenn viele Menschen schon wieder ein Stück weiter sind, auch was den Wiederaufbau angeht – die Narben auf der Seele werden bleiben.

Die Eifel hat uns als Band immer getragen, wir haben eine sehr starke Verbindung dorthin. Und wollen den Leuten so auch zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben.

Ein Grundtenor des Liedes ist das „Immer wieder aufstehen“ …

Ja, das ist es auch, was die Menschen in der Eifel auszeichnet. Sie haben zum Teil alles verloren und sagen trotzdem: Wir bleiben hier.



Haben wir etwas aus dem Unglück gelernt?

Ich sage es dir ganz ehrlich, und das ist meine Meinung: Wir haben gar nichts gelernt. Wir leben unser Leben einfach weiter. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir anfangen, den letzten Tanz auf dem Vulkan zu tanzen. Das ist mir völlig unverständlich, vor allem bei Menschen, die Kinder haben oder Enkelkinder. Das macht nicht wirklich Sinn. Zuletzt gab es in dem Gebiet schon wieder Hochwasser. Und von Jahrhunderthochwasser kann man auch nicht sprechen, wenn das alle fünf Jahre passiert. Es wird bitterer Alltag.