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Cindy Berger spricht über ihren Tod

Cindy Berger ist seit vielen Jahren Botschafterin der „Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben“. Denn die Sängerin möchte später kein Pflegefall sein.

Cindy Berger
Cindy Berger ( ehem. Cindy und Bert ) beim Smago Award 2020 Credit: © BMC-Images/ Dominik Beckmann

Seit vielen Jahren engagiert sich Cindy Berger vom Duo Cindy & Bert („Immer wieder sonntags“) ehrenamtlich, vor allem im sozialen Bereich ist sie mit Herzblut dabei. So ist die Musikerin, die in Berlin lebt, nicht nur Alltagsbegleiterin für Senioren, sondern auch Botschafterin für die „Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben“. Eine Organisation, die kranken Menschen ein „unerträgliches und sinnloses Leiden“ ersparen will. Beides liegt der 74-Jährigen sehr am Herzen. In einem Interview sprach die Sängerin über ihre Herzensprojekte und was sie in Bezug auf den Tod auf keinen Fall möchte.

Cindy Berger: Erschütternde Erfahrungen

Im Podcast „Schwarz hören“ von Petra Schwarz gab die Sängerin Einblicke in ihr Seelenleben. Und dort sprach sie auch über ein ernstes Thema – den Tod. Niemand redet gerne darüber, doch er gehört nun mal zum Leben dazu. Sie verriet, wie sie vor vielen Jahren Botschafterin der „Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben“ wurde. Denn die Schwester ihrer Mutter, also ihre Tante, hatte Parkinson und es ging ihr immer schlechter. „Ich weiß, sie wollte nicht mehr. Sie hat dann aufgehört, zu essen. Ich dachte, sie will nicht mehr, das muss man akzeptieren. Aber das war gar nicht möglich. Sie hatte nichts schriftlich. Ich bin wirklich bis zum Amtsgericht gegangen und habe gebettelt, dass man meine Tante in Ruhe sterben lässt. Dann hat der Richter mich nur gefragt, ob ich etwas schriftlich habe“, so Cindy Berger, die ergänzt: „Ich musste zusehen, wie meine Tante ins Krankenhaus kam und man ihr noch eine Magensonde gelegt hat. Bei dieser Gelegenheit ist sie auch noch aus dem Bett gefallen, hat sich sehr weh getan, bestimmt auch etwas gebrochen, was sie aber gar nicht mehr festgestellt haben. Denn meine Tante ist dann zwei Tage später verstorben.“

Man sollte festlegen, was man will – und was nicht

All das Leid „hätte ich ihr sehr gerne erspart“. Die Musikerin erinnert sich noch genau an die Situation, die knapp 20 Jahre her ist, wie sie verrät: „Das war für mich und meine Mutter ein solches traumatisches Erlebnis, sodass wir sofort gesagt haben: ‚Wir müssen das niederschreiben. Wir müssen aufschreiben, was wir wollen.‘“ Sie stieß auf die Organisation und beide füllten die Patientenbriefe aus. „Das hat mir auch im Falle meiner Mutter geholfen. Denn einmal wollte ein Arzt im Krankenhaus sie nach dem Schlaganfall künstlich beatmen. Dann habe ich die Patientenverfügung meiner Mutter rausgeholt und habe gesagt: ‚Das möchte meine Mutter nicht.‘ Es ist mir ein bisschen schwergefallen. Ich wollte natürlich auch, dass sie weiterlebt. Der Arzt hat es sofort akzeptiert und hat dann gefragt: ‚Aber Sauerstoff dürfen wir ihr doch so geben?‘ Ich sagte, Sauerstoff gerne, aber nichts intubieren und irgendwelche Geschichten. Das möchte sie nicht. Deswegen würde ich das auch jedem empfehlen“, so die 74-Jährige, die einmal Hotelverbot im Holiday Inn bekam.

Cindy Berger: „Unsere Aufgabe ist es, Lebensfreude zu bringen“

Als die zweifache Mutter vor einigen Jahren nach Berlin zog, war ihr klar: „Jetzt möchte ich eine sinnvolle Aufgabe.“ Sie genießt zwar ihr Rentnerleben und hat gelegentlich noch ein paar Auftritte in kleinen Bars. Doch sie wollte unbedingt etwas Nützliches tun. So stieß sie im Internet auf die Organisation „Careship“, die Senioren im Alltag unterstützt. „Es gibt Dinge, die man als älterer Mensch nicht mehr alleine machen kann oder will“, so Cindy Berger. Beispielsweise Arzt- oder Friseurbesuche. Die zweifache Mutter sagt: „Unsere Aufgabe ist es, Lebensfreude zu bringen.“ Denn sie weiß: „Nichts ist schlimmer als die Einsamkeit.“ So hilft sie bei der Hausarbeit, geht mit den Senioren einkaufen oder hört einfach nur zu. Der Sängerin bringt diese Aufgabe enorm viel: „Wenn ich dann nach Hause fahre, bin ich immer ganz fröhlich, singe auch öfter mal mit, wenn etwas im Radio kommt – weil ich so glücklich bin, dass ich den Menschen ein bisschen was geben kann. Und das ist wunderschön. Ich kann es nur jedem raten.“

Der Tod ist etwas Unabwendbares

Auch über den Tod hat sich die 74-Jährige immer mal wieder Gedanken gemacht. Schließlich gehört er nun mal dazu. Sie sagt: „Es ist ja etwas Unabwendbares. Wir wissen nicht, wann es sein wird. Aber eines weiß ich: Dass ich kein Pflegefall werden will.“ Cindy Berger hat genaue Vorstellungen: „Wenn ich noch so leben kann, wie meine Senioren, die ich betreue, dann akzeptiere ich das. Aber wenn ich einmal zum richtigen Pflegefall werden würde und wirklich nur noch ein lebender Toter wäre, wie ich auch schon in Heimen viel gesehen habe, das möchte ich nicht. Deswegen bin ich auch bei dem humanen Sterben so aufgeschlossen. Ich habe es auch mit meinen Kindern schon besprochen. Die kennen meine Einstellung.“ Sie glaubt, dass nach dem Tod „nicht alles vorbei ist“. So verrät die „Immer wieder sonntags“-Interpretin: „Mein Gefühl ist zum Beispiel: Wenn ich in Berlin bin, ich bin nie alleine. Meine Eltern sind um mich herum. Die passen auf mich auf. Ich fühle das.“ Vor dem Ableben hat sie keine Furcht: „Man hat ja immer nur Angst, wie man stirbt. Jeder würde gerne ruhig und still einschlafen. Das wünsche ich mir natürlich auch. Dann muss ich gar nicht meinen Patientenbrief herausholen … Diese Sache ist für mich eine kleine Sicherheit. Dass wenn es mir mal so schlecht geht, dass dann auch wirklich das gemacht wird, was ich will.“

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