Die Show „Schlager, Stars & Sterne – die Schlossparty in Österreich“ warf im Vorfeld schon allein vom Namen her Fragen auf. Dass im Juni überhaupt eine Silbereisen-Show im Programm war, hat vielerorts (positiv) überrascht. Eigentlich sollte die Sendung „das große Schlagerfest“ heißen – also so, wie die abgelaufene Tournee Florian Silbereisens. Letztlich hat man die Show dann aber umbenannt – und damit das Namenselement „Fest“ komplett aus dem Titel genommen. Außerdem war es wohl eher eine KLUBBB3- als eine Silbereisen-Show. Gehört das also noch in die „Feste“-Serie? Wir unterstellen es mal, da es eine Samstagabendshow war und auch Wikipedia die Folge als 123. Ausgabe der Showreihe ausweist.
Zum dritten Mal „Donnawedda“ und „Sarah“
Wenngleich erneut viele „übliche Verdächtige“ dabei waren – teilweise auch ohne topaktuelles Produkt (z. B. voXXlub, Beatrice Egli und Andy Borg) war die Gästeliste diesmal doch weit breit gestreuter als sonst, was der Show sehr gut tat. Trotz des „Blankziehens“ am Schluss war es schon erstaunlich, dass voXXclub nun zum dritten Mal „Donnawedda“ präsentieren durften und Andy Borg auch zum dritten Mal seine „Sarah“ anschmachten durfte. –
Gästeliste ausgewogener als sonst
Viele Fans werden sich aber über ein Wiedersehen mit Sigrid & Marina gefreut haben – warum nicht auch mal einen volkstümlichen Farbtupfer in der Sendung setzen? Mit Barbara Schöneberger, Rainhard Fenddrich und Sasha waren gleich drei echte Publikumslieblinge an Bord, die entweder noch nie oder schon sehr lange nicht mehr bei Florian zu Gast waren. Besonders erfreulich war Sasha, der bei seinem ersten Auftritt gleich etwas schaffte, was viele nicht hinbekommen: er brillierte mit Live-Gesang.
Absoluter Höhepunkt der Show: Andreas Gabalier
Bis kurz vor Schluss war die Show typisch für die Silbereisen-Show, durchaus auch überdurchschnittlich gelungen. Und dann kam das, was einfach einen Unterschied ausnahm: Mit Andreas Gabalier war ein echter Entertainer an Bord, der offensichtlich nichts vom Vollplayback hält und einfach mal live sang und damit diejenigen Lügen straft, die immer behaupten, dass das technisch zu aufwendig sei. Nein, ist es eben NICHT, wenn der Sänger gut genug ist und sich durchsetzt. Ob DAS die versprochene besondere „Überraschung“ war, die im Vorfeld angekündigt wurde, ist allerdings nicht bekannt.
Live-Gesang bringt Stimmung und Authentizität
Auch wenn die Fernsehschaffenden da eigentlich „keinen Bock“ drauf haben, weil es natürlich mehr Aufwand bedeutet, bewies das Beispiel Gabalier exzellent, wie wichtig Live-Performance sein kann. Wenn er sein Mikro ins Publikum hält, kommt authentisch etwas rüber. Gegenbeispiel ist Andy Borg. Obwohl der auch ein toller Entertainer ist und perfekt singen kann, wurde er zum Playback genötigt. Wenn der bei Sarah mehrfach beinahe das Mikrofon ins Publikum gehalten hätte, bis ihm einfiel, dass da ja wieder das Vollplayback läuft, stört das die Spontanietät und damit den Unterhaltungsfaktor massiv. Gegenbeispiel Gabalier: Wenn der wie Udo Jürgens in seinen besten Zeiten sich ans Klavier setzt und gemeinsam mit dem Kitzbüheler Publikum „Ich sing ein Lied für Dich“ singt, erzeugt das Gänsehaut-Stimmung, die mit keinem Vollplayback der Welt herzustellen ist. Ob das die angesichts der Umstände absolut gute Quote erklärt, wäre wohl kühn zu behaupten – aber zumindest wurde der Live-Gesang nicht abgestraft.
[partynacht]
Obwohl unter 4 Mio. Zuschauern: gute Quote
„Eigentlich“ ist eine Quote von knapp unter 4 Mio. Zuschauern für Silbereisen-Verhältnisse eher enttäuschend. Die Umstände waren in diesem Fall aber besonders. Erstens war es schon immer so, dass im Sommer die Quoten eher zurückgehen, weswegen in den letzten Jahren auch keine Sommershows der „Feste“ mehr stattfanden. Entscheidender ist aber, dass im WM-Jahr das Spiel Österreich gegen Deutschland verspätet angepfiffen wurde und somit direkt gegen Silbereisen programmiert war – angesichts des großen medialen Interesses am Spiel allgemein und an Manuel Neuer im Speziellen, ist die erreichte Quote absolut als Erfolg zu werden. Auch die renommierte Seite „quotenmeter“ deutet die 3,94 Mio. Zuschauer bzw. 16,7 Prozent Marktanteil als „respektablen Wert“. Besonders erfreulich ist der ungewöhnlich gute Marktanteil bei den jungen Zuschauern.
Unter dem Strich kann man Florian Silbereisen und seinem Team zu einer wirklich gelungenen Show gratulieren und sich wünschen, angesichts des tollen Erfolgs der sommerlichen Sendung öfter mal Mut zum Live-Gesang zu beweisen.