Vor vier Jahren veröffentlichte Julian David sein Debütalbum als Solo-Künstler. „Süchtig nach Dir“ schoss damals auf Platz 1 in den iTunes-Charts. Seitdem hat er sich nicht nur optisch verändert, auch musikalisch hat er einen neuen Weg eingeschlagen. Und das hört man auf seinem aktuellen Album „Ohne Limit“. Im Schlager.de-Interview verrät Julian, warum er so lange gebraucht hat, ein neues Album zu veröffentlichen, warum er manchmal an sich selbst zweifelte und warum es für ihn keinen Sinn macht, sich über andere Menschen aufzuregen.
Julian, zwischen Deinem Debütalbum und dem aktuellen Album liegen vier Jahre! Warum hat das so lange gedauert? Was ist dazwischen passiert? „Vier lange Jahre auch für mich. Und ich habe sie gebraucht. Für mich selbst. Weil ich viel verstehen lernen musste und durfte. Ich habe mich in den vier Jahren selbst hinterfragt. Ich glaube, jeder Künstler kommt mal an einen Punkt und fragt sich dann ‚Ist das noch genau das, was ich machen möchte?‘. Und bei mir war die Frage ‚Möchte ich noch Sänger sein?‘.“ Hast Du etwa überlegt, aufzuhören? „Ich habe an mir, an fast allem gezweifelt! Aber die Antwort auf die Frage, ob ich Sänger bleiben möchte war sehr schnell und ganz klar mit ‚Ja!‘ zu beantworten. Dann war die Frage, wer ist der Sänger Julian David? Zwischen dem ersten und dem jetzigen Album gab es viele Ausprobierphasen, wo ich mir auch erlaubt habe, in die Extreme zu gehen – sowohl vom Look her als auch von der Außendarstellung. Das war in dieser Phase meiner Karriere ok und offenbar das, was habe ich brauchte. Heute verstehe ich, dass ich damit auch einige Leute verschreckt habe. Reflektieren und mir selbst zugestehen, dass sogenannte ‚Fehler‘ erlaubt sind, war wichtig. Ich dachte immer, ich muss von Termin zu Termin, von Event zu Event hetzen und von Erfolg zu Erfolg springen. Nein, muss ich nicht. Es ist ok, mal kurz Stopp zu machen, zurückschauen, auf das, was man schon alles geschafft hat und zufrieden zu sein.“
„Es ist so einfach, dem ersten Impuls nachzugeben und sich zu beschweren.“
Würdest Du sagen, dass der Julian vom Debütalbum ein anderer Julian ist, als der, der jetzt das Album rausgebracht hat? „Ja! Damals ist das Debütalbum sehr schnell nach der Trennung von VoXXclub erschienen. Das sollte auch so sein, damit man den ‚Robbie Williams-Effekt‘ mitnimmt. So zumindest die Theorie. Das es in der Praxis nicht so einfach ist, haben mein früheres Team und ich recht schnell zu spüren bekommen. Das passiert nicht einfach so. Auch hier gehört eine Entwicklung beim Künstler dazu. Bei mir ging alles so schnell, dass ich das Bedürfnis, mich freizuschwimmen, quasi musikalisch und öffentlich ausgelebt habe. Für die damaligen Verhältnisse war mein Sound schon sehr modern. Heutzutage klingen auch viele andere Kollegen so. Aber 2015 habe ich den Sound, zusammen mit Produzent Felix Gauder, mitgeprägt. Der Weg von dem, was die Fans und Musikinteressierten aus Band-Zeiten von mir kannten, hin zur damaligen Glitzerwelt der großen Stadt, war sehr weit. Rückblickend habe ich mir zu diesem Zeitpunkt, keine Zeit genommen, alte Wege zu verarbeiten, verletzten Stolz hinter mir zu lassen und den neuen Weg wirklich frei und bewusst zu gehen. Das ist heute anders und fühlt sich gut an.“ Für Dein aktuelles Album „Ohne Limit“ hast Du mit den Produzenten von Andrea Berg, DJ Bobo und Helene Fischer zusammengearbeitet. Eine wahnsinnige Ehre! Wie kam das überhaupt zustande?
Was Julian David während einer Zugverspätung so macht…
358 Minuten Verspätung? Was hast Du denn in der Zeit gemacht? „Da es schon 23 Uhr war, gestaltete sich das Ganze etwas schwieriger, denn die Geschäfte hatten alle schon zu, überall war schlechte Stimmung im völlig überfüllten Bahnhof. Hätte es eine Musikanlage gegeben, ich hätte ein Privatkonzert zur Aufmunterung gespielt! Eigentlich bin ich ja ein kleiner Handy-Suchti, aber zu allem Überfluss war mein Akku auch noch leer. Also hab ich mit vielen Leuten gequatscht und tolle Gespräche geführt, die sonst vermutlich nicht entstanden wären. Und noch etwas Positives: Der Zug ist noch gefahren! Die Schaffnerinnen und Schaffner, sowie der Zugführer haben sicher Überstunden gemacht, um uns nach Hause zu bringen. Danke, DB.“ Bei so viel positiver Lebenseinstellung: Kann man sich mit Dir überhaupt streiten? „Selten! Sehr selten! Über Intoleranz und Respektlosigkeit kann man sich mit mir streiten!“ Zurück zu Deinem Album: Es gibt von „Ohne Limit“ eine normale Edition und eine Deluxe-Edition – wo ist der Unterschied? „Wer meine Musik und mich kennenlernen möchte, der sollte zur Deluxe-Edition greifen. Nicht nur die 12 neuen Titel, sondern auch meine Lieblingslieder aus dem ersten Album ‚Süchtig nach Dir‘ sind auf zwei CDs zu finden. Ich liebe ja mein Debütalbum, wer sich damals vielleicht verschreckt gefühlt hat, kriegt hier die große Chance, nochmal reinzuhören. Auch ‚Spektakulär‘ oder mein Lied für meine Mama sind drauf.“ Ein Lied für Deine Mama – eine schöne Geste… „Ja, meine Mama ist die beste Mama der Welt. Ich wurde nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Meine Mama hat trotzdem alles dafür getan, dass es meinem Bruder und mir an nichts mangelt. Wir haben auf wenig verzichtet. Die, die verzichtet hat, war unsere Mama. Und das erkennt man erst, wenn man diese Person nicht mehr wie selbstverständlich jeden Tag um sich hat. Und deshalb war es mir ein Anliegen, ein Lied, ‚Mein Kompass zu Dir‘, für meine Mama zu machen.“