Immer wieder gibt es Geschichten, dass große Stars einen Mega-Hit verpassten, weil sie das Potenzial eines Songs unterschätzt haben. „Verdammt ich lieb‘ dich“ von Matthias Reim ist so ein Beispiel. Bernhard Brink hätte diesen Song haben können. Aber es kam anders. Ähnlich ging es einem anderen deutschen Superstar der deutschen Schlagerszene: Juliane Werding.
Die Sängerin („Das Würfelspiel“) hat sich schon lange aus dem Schlagergeschäft zurückgezogen – sehr zum Leidwesen ihrer Fans. Seit 2008 ist sie nicht mehr öffentlich aufgetreten, trotzdem hoffen viele immer noch auf ein Comeback der Essenerin, die 1972 quasi über Nacht berühmt wurde. Mit 15 bekam sie bereits einen Plattenvertrag, und ihre erste Single „Am Tag, als Conny Kramer starb“ wurde ein Überraschungserfolg. Juliane Werding wurde mit Preisen überhäuft und von den Lesern der Jugendzeitschrift „Bravo“ zur beliebtesten Sängerin des Jahres gekürt.
+++ Juliane Werding: Plant sie ein Comeback? +++
1975 folgte der Hit „Wenn du denkst, du denkst dann denkst du nur, du denkst“, geschrieben von Gunther Gabriel. Ende der 70-er Jahre wurde es etwas ruhiger um Juliane Werding. Sie machte eine Ausbildung und arbeitete in einer PR-Agentur in München. Erst 1983 trat sie wieder als Sängerin in Erscheinung. Mit Liedern wie „Nacht voll Schatten“, „Geh nicht in die Stadt (heut’ Nacht)“, „Sonne auf der Haut“ konnte sie in den Hitparade weit vorne landen. Juliane Werding war zurück, erfolgreicher denn je, denn ihre Stimme war einzigartig.
Cora: „Amsterdam“ war urspünglich für Juliane Werding gedacht
Das erkannten auch zwei Musikerinnen aus Berlin, deren Karriere gerade in den Kinderschuhen steckte. Die Rede ist von dem Pop-Duo Cora. Cornelia Freifrau von dem Bottlenberg und Swetlana Minkow hatten jahrelang als Background-Sängerinnen für Stars Roland Kaiser und Marianne Rosenberg gearbeitet. 1983 erzielten sie mit Unterstützung von Frank Farian mit ihren ersten Album einen Achtungserfolg, durften sogar in der ZDF-Hitparade auftreten. Ihr Sound lag damals zwischen Schlager, Pop und Neuer Deutscher Welle. 1984 sollten sie einen Hit landen, der bis heute unvergessen ist: „Amsterdam“. Was viele nicht wissen: Ursprünglich war der Song für Juliane Werding gedacht!
Frank Farian: „Das schickt ihr doch nicht Juliane Werding!“
Im exklusiven Interview mit Schlager.de erzählt Cora „Als wir das geschrieben hatten, dachten wir: Das wäre doch was für Juliane Werding! Und dann haben wir das an die Plattenfirma geschickt…und dann hat keine Sau geantwortet. Wahrscheinlich ist das bei irgendeinem A&R-Fuzzi in der Schublade gelandet. Wir wissen nicht, ob sich das überhaupt jemand angehört hat. Juliane vielleicht auch nicht. Wir haben uns später mehrmals mal auf Galas getroffen, sie hat nichts gesagt und ich auch nicht. Wie auch immer, wir haben das dann Frank vorgespielt und der meinte nur: ‚Na das macht ihr doch selber, das schickt ihr doch nicht an Juliane Werding.‘ Dann hat Swetlana das gesungen – Gottlob!“
Der Titel beschwerte den beiden Frauen eine unerwartete Karriere. “
Amsterdam (Liebe hat total versagt)“ wurde ein Erfolg und lief im Radio in Dauerschleife. Der Titel feiert 2024 vierzigjähriges Jubiläum und wird immer noch gern gehört. Was nur wenige wissen: In der englischsprachigen Version wurde „Amsterdam“ zu einem Top Ten Hit in Frankreich. Cora waren gefragte Stars, sie traten dort in vielen Samstagsabend-Shows auf neben Stars wie Catherine Deneuve und Gilbert Bécaud. „Das war natürlich der Wahnsinn“, schwärmt Cora noch heute. „
Wir haben dem Titel viel zu verdanken.“
Und Juliane Werding? Die wird sich wahrscheinlich nicht allzu lange geärgert haben, dass „Amsterdam“ nicht von ihr aufgenommen wurde. Schließlich hat sie in ihrer Karriere über 20 Millionen Tonträger verkauft.