Als der Bankkaufmann Günther Sigl und der Fernmeldetechniker Barny Murphy (bürgerlich Gerhard Gmell) 1977 mit Kumpels eine Rock’n’Roll-Band gründeten, haben sie wohl kaum erwartet, dass sie 40 Jahre später als „bayrische Stones“ Musikgeschichte schreiben würden.
Da ihre größten Hits in die Zeit der Neuen deutschen Welle fielen, wurden auch die Spiders in diese Schublade gesteckt, der sie eigentlich nur bedingt gerecht wurden, weil sie eigentlich für Rock’n’Roll mit deutschen Texten standen. In einem aktuellen Interview mit dem Spiegel sagt Günther Sigl sogar, dass er sich dem „Punk näher gefühlt habe als dem Schlager“. Zum 40. Geburtstag hat die Band es einmal mehr krachen lassen und feierte ihren Geburtstag im Oktober 2017 bei gleich zwei Konzerten vor insgesamt 20.000 Zuschauern in der Münchner Olympiahalle und lud sich bei der Gelegenheit gleich viele befreundete Musiker ein. Mit vielen bekannten („Rock’n’Roll Schuah“, „Mit’n Frosch im Hois“) und weniger bekannten („Überdosis Rock’n’Roll“, „So a Nacht“) Klassikern der 1980er Jahre startete die bayrische Band fulminant.
Premiere: Erste Frau musiziert mit der Spider Murphy Gang
Mit der ersten Gastmusikerin gab es eine Premiere: Erstmals durfte mit Claudia Koreck eine Frau mit den Spiders musizieren. Unter anderem präsentierte sie ihren Hit „Fliagn“. Im Anschluss wurde es nostalgisch, als mit Willy Ray Ingram ein ehemaliges Bandmitglied auf die Bühne kam und wie in alten Zeiten den „Cadillac“ rockte. Mit „Pfüati Gott Elisabeth“ und einer 10-Minuten-Version der „Schickeria“ ließen die Spiders dann weitere Riesenhits der Bandgeschichte hochleben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit durfte dann Spiders-Keyboarder Ludwig Seuss mit einem rasanten Boogie seine Fingerfertigkeiten präsentieren, die er mit seiner eigenen Band zum besten gab. Zwei Songs aus dem 1997er Album „Keine Lust auf schlechte Zeiten“ waren das Intermezzo, bevor mit Willy Astor und der Gruppe Brings weitere prominente Gäste mit den Spiders ihre Hits vortrugen. Den Klassiker „Kölsche Jung“ hört man in der Münchner Olympiahalle wohl eher selten – Brings und die Spiders machten es möglich (,wobei zwischendurch auch die Rede vom „Münchner Jung“ war), die die Stimmung mit ihren Klassikern „Wer wird denn woana“ und „Ich schau Dich an“ weiter anheizten.
Neue deutsche Welle-Klassiker ließen Olympiahalle beben
Das offizielle Programm wurde mit einem tollen Neue deutsche Welle-Block beendet, wobei die echten Sänger als Gastmusiker nicht fehlen durften. Mit Stefan Zauner (Münchner Freiheit) präsentierten die Spiders „Ohne Dich“, mit Friedel Geratsch (Geier Sturzflug) das „Bruttosozialprodukt“ und mit Peter Schilling gab es den völlig losgelösten „Major Tom“ auf die Ohren. Mit dem unvermeidlichen „Skandal im Sperrbezirk“ wurde die Zugaben-Runde eingeläutet, auf das der beliebte Klassiker „Sch Bum“ folgte. Lange vor Helene Fischer besangen die Spiders die „Achterbahn“, und mit „Herzklopfen“, dem Rausschmeißer des legendären „Dolce Vita“-Albums, verabschiedete man sich – fast.. – Denn: An dem Abend waren alle Musiker quasi eine „bayrische Band“, und so war mit dem Klassiker „Mir san a bayrische Band“ der perfekte Rausschmeißer mit der Spider Murphy Gang und ihren Gästen gefunden. Doppel-CD und DVD: Gelungener MitschnittNicht nur die Fans der Münchner Kultband werden sich freuen, dass die bemerkenswerten Jubiläumsshow als Doppel-CD und DVD veröffentlicht wurde. Schön, dass das komplette Konzert für die Ewigkeit in guter Klangqualität festgehalten wurde – der Liveeindruck wurde sehr gut konserviert. Die Beliebtheit der Kult-Band ist offensichtlich ungebrochen – erstmals seit 1985 konnte die Gruppe sich mit ihrem Jubiläums-Album sogar in den Charts platzieren.