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Tony Marshall: „Bis zum letzten Atemzug will ich auf der Bühne stehen!“

Am Tag der Veröffentlichung seiner neuen CD „Senioren sind nur zu früh geboren“ gab Tony Marshall Schlager.de ein exklusives Interview.   Vor ein paar Tagen fand in diesem Jahr ja wieder der Vorentscheid zur Eurovision 2018 statt. Du selbst hast 1976 teilgenommen. Dir wurde Dir übel mitgespielt… „Ja – das war damals mit dem Lied […]

Am Tag der Veröffentlichung seiner neuen CD „Senioren sind nur zu früh geboren“ gab Tony Marshall Schlager.de ein exklusives Interview.

 


Vor ein paar Tagen fand in diesem Jahr ja wieder der Vorentscheid zur Eurovision 2018 statt. Du selbst hast 1976 teilgenommen. Dir wurde Dir übel mitgespielt…

„Ja – das war damals mit dem Lied „Der Star“, mit dem ich den Vorentscheid gewonnen hatte. Das war in der Tat sehr übel. Ich war im Schwarzwald, als mich der Anruf des Branchenanwalts Axel Wölden erreichte, dass wir raus seien. Ich war Gott sei Dank noch beschwipst von der Feier, dass wir gewonnen hatten … Wölden sagte mir, der Titel sei disqualifiziert, weil er schon mal veröffentlicht worden sei. Eine junge Sängerin aus Israel, Nizza Thobi, soll den Titel angeblich schon einmal im Bayerischen Wald in einer Disco gesungen haben. Das hat der Gema gereicht, um mich rauszuschmeißen. Die Bildzeitung kam mit der Schlagzeile: „Tony Marshall disqualifiziert. Er sitzt weinend im Schwarzwald“. Also erstens konnte man nicht MICH disqualifizieren, sondern nur den Beitrag. Aber das wäre natürlich keine Schlagzeile gewesen. Damit wurde auch eine Riesenchance vertan. Die Nummer war und blieb ja gut, allerdings außerhalb des Wettbewerbs … Das Lied singe ich heute noch. Wir hatten es auch bereits in mehreren Sprachen aufgenommen, weil wir damals noch davon ausgegangen waren, mindestens unter die ersten 5 zu kommen. Den Haag war zwar für mich gestorben, aber es musste ja weitergehen, und ich habe z. B. für den Platz an der Sonne die Melodie gesungen und andere Titel – und es ging also weiter. Es war trotzdem auch rückwirkend betrachtet für mich eine ganz schlimme Angelegenheit. „

Die Konkurrenz soll da auch Einfluss genommen haben…?

„In der Tat – da stimmte etwas nicht. Eigentlich war die Voraussetzung zur Disqualifikation nicht gegeben. Die Diskothek, in der der Titel angeblich gespielt worden ist, wurde nicht gefunden. Als sich das so herausstellte, ca. ein halbes Jahr später, war das Ding allerdings gelaufen. Danach hatte ich dann erst mal über viele Jahre die Schnauze voll vom Grand Prix.“

Aktuell gibt es Gerüchte, Du wärst bereit, für Deutschland wieder anzutreten..?

„Ja, das hätte ich gemacht, wenn man mich gefragt hätte. Ich habe gestern den Beitrag gesehen im Fernsehen. Da hätte ich mich gerne drunter gemischt: Alles junge Leute und ich als 80-Jähriger – das hätte bestimmt Spaß gemacht und dem Grand Prix Aufmerksamkeit gebracht.“

Aber Du hast ja jetzt andere Projekte…

„Ich habe jetzt ein Wahnsinns-Album auf dem Markt. Die Resonanz ist hervorragend, vielleicht auch, weil ich mich damit für die älteren Mitmenschen einsetze. Die bekommen jetzt Lieder zu hören, die aus unserem Leben erzählen, die sie sich wünschen. Man denkt ja nur noch an die jungen Hörer und vergisst darüber hinaus die älteren Leute. Nehmen wir mal den Grand Prix-Vorentscheid – ich bin – als Musiker – nach 24 Stunden nicht mehr in der Lage, die Melodie des Siegertitels nachzusingen. Das hat mit „Schlager“ nichts zu tun. Schlager sind Gassenhauer, die wie eine Granate einschlagen. Das Siegerlied des letzten Jahres kennt auch kein Mensch mehr. Man weiß, dass das Lied aus Portugal stammt. Aber mit welchem Lied, wusste ja nicht mal mehr der Moderator. Das war früher ganz anders. ABBAs „Waterloo“ kennt heute noch jedes Kind, auch Nicoles „Ein bisschen Frieden“. Auch die Grand Prix-Siegerin Vicky Leandros. Das waren alles Beiträge, die man heute noch kennt, die heute auch noch gespielt werden. Alle Siegertitel der vergangenen Jahre sind in der Versenkung verschwunden. Das kann es doch nicht sein, um Himmels willen…“

Auch das Radio ist ja nicht mehr bereit, Schlager zu spielen.

„Dabei sind Schlager ein Teil unserer Kultur, auch die Feierabendstimmung. Komisch: Bei den Volksfesten singen alle mit, sogar die Kritiker. Aber ich bin jetzt mit meinem Album guter Dinge. Wir haben einige Lieder neu aufgelegt und arrangiert. Das liegt mir seit Jahren am Herzen. Nicht nur, weil ich jetzt 80 Jahre alt bin. Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. Im Radio laufen doch nur noch englische Lieder. Man kann doch heute von einem älteren Bundesbürger nicht verlangen, dass der Englisch lernt. Er weiß also nicht, von was der Künstler singt. Auch deshalb ist es wichtig, dass der Schlager erhalten bleibt. Das ist bei mir kein Neubeginn, sondern ich mache das seit über 50 Jahren. Das ist für mich eine Wunschproduktion, um einen Beitrag für unsere älteren Mitbürger zu leisten. Wir haben in Deutschland zig Millionen Rentner und ältere Menschen. Und für die wird in der Unterhaltung nichts getan. Das bin ich jetzt. Ich bin der neue Missionar. Ich habe einen Auftrag. „

Ein Konzeptalbum für ältere Menschen – wie kam es zur Zusammenarbeit mit Günther Behrle?

„Günther Behrle kam auf die Idee mit den Titeln für ältere Menschen, als ich ihm auf die Frage, ob ich ein neues Album aufnehmen wolle, antwortete: Wenn, dann nur noch eins für Rentner! Er überlegte dann nicht lange, wer als Interpret in Frage komme. Da kam eigentlich nur ich in Frage – es passt aber auch, weil es einfach glaubwürdig ist. Die Leute, die die Musik hören, nehmen einem 80-jährigen diese Thematiken einfach ab. Das Album ist auch absolut super geworden. Auch wenn ich von der Klassik und vom Chanson komme, habe ich längst erkannt, worum es in der Musik geht, egal in welchem Genre: um Unterhaltung. Mir liegt daran, die Menschen gut zu unterhalten mit meiner Musik. Sie sollen vom bösen Alltag abgelenkt werden. Wenn die Menschen nach getaner Arbeit entspannen wollen – was hören Sie?: Unsere deutsche Schlagermusik. Darauf kommt es mir ein.

Im Zusammenhang mit dem Album heißt es, Du seist progressiver bzw. mutiger geworden?

„Die Kritiker werden mir wieder vorwerfen, dass es „heile Welt“ sei – aber was kann man gegen die heile Welt haben? Wenn man heute die Presse verfolgt, da sehe ich nur Krieg in Syrien, in Jemen ist alles kaputt – soll man darüber singen? Dafür sind die Medien zuständig. Ich bin geboren, um Menschen glücklich zu machen, fröhlich zu machen und zu unterhalten – mehr nicht. Und das ist sehr viel und ein Geschenk, wenn einem das gelingt.“

Dazu passt ein Text wie „Zähne wie Sterne“

„Ja – das betrifft doch jeden. In die Situation kommt doch irgendwann jeder mal – abends kommen die Zähne ins Glas und morgens kommen sie wieder rein, wenn die Sonne scheint.“


„Kleine Fische werden groß“ ist der Stella gewidmet?

„Stella hat ein körperliches Handicap durch eine Fahrlässigkeit des damaligen Gynäkologen. Geistig ist sie superfit und hat einen Job bei der Lebenshilfe in Baden-Baden. Sie wird jetzt 39 Jahre alt. Ich liebe sie wahnsinnig, deshalb habe ich mir gedacht, widme ich ihr das Lied. Ich hatte ja schon mal ein Lied für sie komponiert. Im Zusammenhang mit dem neuen Album haben wir uns das „Kleine Fische“-Lied als Schlusslied ausgesucht. Mir war wichtig, bei der Aufnahme noch ein paar einleitende Worte zu sprechen. Stella gefällt das sehr gut. „

Du hast Dein Toupet für die Bildzeitung gelüftet. Wird das jetzt öfter passieren?

„Das werden wir sehen. Wie ich mich damit fühle, das ist auch für mich eine Frage der Gewöhnung. Es kommt sicher auch mit auf den Erfolg des Albums an. Wir sind guter Dinge. Die Resonanz ist erfreulich positiv. Es gibt aber auch so noch viel Stoff, den Tony als 80-, 85- und 90-jährigen zu begleiten. Ob mit oder ohne Haarteil.“

Wird „Senioren sind nur zu früh geboren“ die letzte CD sein?

„Das hängt davon ab, ob es ein Erfolg wird. Bei Günther Behrle bin ich sicher, dass der mit mir noch mal ein Album nachlegen würde, wenn wir Erfolg damit haben.“

https://www.youtube.com/watch?v=GFTZkbFnFvY

Es gab Planungen, zum 80. Geburtstag ein großes Abschiedskonzert im Kurhaus Baden-Baden zu geben, bei dem deine Karriere angefangen ist?

„Das war so gedacht mit der „Abschiedstournee“, aber dann habe ich mich doch nicht mit dem Gedanken anfreunden können, als das so real wurde. Zarah Leander hat 10 Jahre lang eine Abschiedstournee gemacht. Freddy Quinn auch. Ich verabschiede mich erst von meinem Publikum, wenn es mich mal nicht mehr gibt. Bis zum letzten Atemzug will ich auf der Bühne stehen.“
Wird es Fernsehtermine geben?

„Ja einige. Ende März werde ich bei Markus Lanz sein – mit meinem Sohn Marc zusammen, da freue ich mich drauf.“

Vielen Dank für das sehr nette und offene Gespräch!