Layla. Zigeunerjunge. Schwarze Barbara. Und Indianer. Den strich Florian Silbereisen aus einem Klaus Lage-Hit („Zoom!“), passiert in seiner eigenen Sendung. Deutscher Schlager, böser Schlager? Der soll gesäubert, zensiert oder frisiert werden, fordern Menschen, die sich als Hüter der Korrektheit sehen. Ist heilig Schlagerland in Gefahr? Medienexperte Jo Groebel ordnet die Ereignisse für Schlager.de mal ein.
Es geht um Lieder wie diese (eine kleine Auswahl):
Zoom!, Sänger: Klaus Lage, interpretiert von Florian Silbereisen. Textauszug: „Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt. Und uns an Fasching in die Büsche versteckt.“ Vorwurf: kulturelle Aneignung. Lustig ist das Zigeunerleben, Sänger: Heino. Textauszug: „Lustig ist das Zigeunerleben, Faria, fariaho.“ Der Vorwurf: Diskriminierung. Layla, Sänger: DJ Robin und Schürze. Textauszug: „Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler.“ Der Vorwurf: Sexismus. Aber bitte mit Sahne, Sänger: Udo Jürgens. Textauszug: „Sie pusten und prusten, fast geht nichts mehr rein. Nur ein Mohrenkopf höchstens, denn Ordnung muss sein.“ Der Vorwurf: Rassismus. Dicke Mädchen haben schöne Namen, Interpreten: Die Höhner. Textauszug: „Dicke Mädchen hab’n ein großes Herz für Männer. So ′ne Sumo-Frau wär eigentlich der Renner.“ Der Vorwurf: Body-Shaming.
Müssen Florian Silbereisen und Co. jetzt den Schlager ändern?
Ist Schlagerland wirklich rassistisch, sexistisch, frauenfeindlich? Müssen Florian Silbereisen, Giovanni Zarrella, der in seiner Sendung erst kürzlich den Udo Jürgens-Hit „Aber bitte mit Sahne“ sang und den „Mohrenkopf“ heraustextete, und Co. jetzt umdenken? Sollte das so sein – kann noch geholfen werden? Medien-Experte Joe Groebel stellt klar: „Was eine Frau zum Objekt macht, ist einfach nicht witzig. Und da brauche ich keine schäumende Feministin sein, die das sagt. Das kann man sich andere Sachen ausdenken, die auch nicht schlechter sind.“ Groebel sieht eine gewisse Verantwortung bei den Schlager-Protagonisten, er meint: „Schlager muss keine gesellschaftlichen Botschaften verbreiten. Aber er muss auch Klischees nicht weiter fortführen. Die Frage ist: Wie weit geht Schlager textlich mit der Zeit und akzeptiert, dass sich Werte verändert haben?“ Was anderes seien Dinge, für die es damals ein anderes Verständnis gegeben haben mag. Daher stellt Groebel klar: „Man muss nicht mit retrograden Säuberungsaktionen anfangen. Das wäre zu viel. Die kritisierten Lieder dürfen aus meiner Sicht nicht einfach verboten werden. Es muss eine Debatte daraus entstehen.“
Medienexperte: „Die haben nicht alle Tassen im Schrank“
Ansonsten sollte gelten, was auch im alltäglichen Miteinander Maßstab sein sollte. Groebel: „Man sollte nicht Dinge tun, die hier und heute bestimmte Gruppen zwangsläufig verletzen. Das hat nichts mit Überempfindlichkeit zu tun, mit politischer Korrektheit. Wenn es allerdings konkret rassistisch wird, wie in einer Vielzahl an Liedern in den 30er und 40er Jahren, das ist eine andere Nummer.“ Ein Thema scheint den Medienexperten allerdings klar zu stören, Groebel: „Bei dem Thema kulturelle Aneignung wird es aus meiner Sicht einfach nur noch bescheuert. Weiße Schlagersänger dürften dann nicht mal Rap-Einlagen machen. Wenn das in diese Richtung gehen soll, muss ich sagen: Die haben doch wohl nicht alle Tassen im Schrank.“